Für viele Apotheken in Deutschland gibt es eigentlich keine Sonn- und Feiertage. So z.B. die Apotheke im Frankfurter Hauptbahnhof. Diese ist seit 40 Jahren immer geöffnet und versorgt Besucher und Reisende zuverlässig mit allem, was gebraucht wird. Aber wie lang wird das noch so sein?

Durch die staatliche Einsparerei und die zunehmende Erschwerung alltäglicher Prozesse durch übertriebene Bürokratie. Fehlender Nachwuchs und immer katastrophalere Lieferketten und -engpässe sind Deutschlands Apotheken mittlerweile kraftlos und ausgebrannt.

Außerdem geht ihnen auch das Geld aus. Während der Bäcker seine Brötchen teurer machen kann, um sich gegen die Inflation und wachsende Preise zu behaupten, kann das die Apotheke nicht.

Derzeit ist es so geregelt, dass für jedes verschreibungspflichtige Rezept, das ein Kunde einlöst, 8,35 Euro Honorarzahlung an die Apotheke gehen – egal wie teuer das verschriebene Medikament ist. Dieser Festbetrag ist seit zehn Jahren nicht mehr angepasst worden. Zwei Euro davon müssen direkt an die Krankenkassen abgeführt werden. Quasi als Servicepauschale, weil die Kassen im Gegenzug garantieren, die Kosten für die verordneten Medikamente schnellstmöglich zu decken.

Die Apothekerschaft fordert die Pauschale, festgelegt in der Arzneimittelpreisverordnung, auf mindestens 12 Euro zu erhöhen und dieses regelhaft und jährlich an die Kostenentwicklung anzupassen. Schließlich sei die Ausgabe der Medikamente oft mit einer intensiven Beratung der Kunden verbunden.

Insbesondere seit sich die Meldungen über Lieferengpässe bei Medikamenten häuften, denn dann beginnt die eigentliche Arbeit, . Lagerbestände müssen abgefragt, Alternativen geprüft, Rücksprache mit dem Arzt gehalten, die Patienten beraten werden. All das sei personal- und zeitintensiv. Der ABDA fordert deshalb eine größere Entscheidungsfreiheit bei der Suche nach Alternativen, sollte ein verordnetes Medikament nicht lieferbar sein. Das würde eine schnelle Versorgung der Patienten ermöglichen, Therapieverzögerungen vermeiden und auch die Ärzte von bürokratischem Aufwand entlasten.

Als Arbeitgeber zahlt die Apotheke den Angestellten Tariflohn. Die Löhne sind in den vergangenen Jahren gestiegen, aber ebenso auch die Miete und die Lebenshaltungskosten. Von Energie- und Heizkosten ganz zu schweigen. Auf der anderen Seite seien aber durch die Pauschale nicht mehr Einnahmen zu verzeichnen. Da helfe es auch nicht, das Sortiment durch frei verkäufliche Cremes und Gesundheitsprodukte zu erweitern. Denn auch in diesem Bereich wünschen die Kunden Beratung – das erfordert personelle Ressourcen, die dann wieder an anderer Stelle fehlen.

Funke, Präsidentin der Landesapothekerkammer Hessen, sagt dazu: „Das ist kein Protest gegen, sondern für die Patienten. Es geht darum, dass auch in Zukunft eine flächendeckende Medikamentenversorgung sichergestellt wird.“ In der Stadt ist das Apotheken-Sterben für viele noch nicht spürbar. Auf dem Land aber sieht es schon anders aus.

Auch Funke beklagt die steigenden Kosten bei gleichbleibender Bezahlung. „Alle anderen bekommen etwas zusätzlich, wir nur eine Ohrfeige“, sagt sie. Auch sie klagt über den gestiegenen Beratungsaufwand durch Lieferengpässe. 50 Cent „Aufwandsentschädigung“ sollen laut eines Gesetzesentwurfs, den Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) im Februar vorgestellt hatte, mehr gezahlt werden, sobald das sogenannte „Lieferengpass-Management“ greift. Damit würden laut Funke etwa 24 Sekunden Arbeitszeit einer vollausgebildeten Kraft abgegolten, die in dieser Zeitspanne eine Medikamentenabfrage starten, recherchieren, sich mit dem Arzt beraten und den Patienten aufklären soll.

Solche Lösungsansätze seitens der Politik seien „unerträglich“, macht Funke ihrem Ärger Luft. Sie befürwortet daher auch die Forderungen des Dachverbands nach einem „angemessenen finanziellen Engpass-Ausgleich“ und kann mittlerweile verstehen, weshalb sich immer weniger Pharmazeuten für die Selbständigkeit entscheiden und lieber eine Festanstellung suchen. Möglichkeiten biete der Beruf schließlich genug – etwa in der Industrie.

Es müsse wieder gelingen, junge Absolventen für die Arbeit direkt mit den Kunden zu begeistern und sie – trotz aller unternehmerischen Risiken – für die Selbständigkeit zu gewinnen. Denn nur so könne langfristig die Versorgung der Bevölkerung mit Medikamenten sichergestellt werden, sagt Funke. „Ich liebe meinen Beruf“, stellt sie mit fester Stimme klar. „Aber es muss sich rechnen.“

Und auch für uns VADianer ist das Thema interessant, denn die Apotheken sichern auch unseren Medikamenten-Nachschub.

Deshalb sollte auch wir Ihre Interessen unterstützen, um nicht irgendwann Mittel- oder Pillenlos dazustehen.

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